Alleine Essen schädlich?
Anregung zu mehr Miteinander
 
Ob Übergewicht auch daher kommt, dass immer mehr Menschen einsam und allein essen? Egal ob zuhause oder unterwegs, man bekommt immer öfter Portionen zugeteilt, die man aufzuessen versucht, weil man keine Reste aufheben will und keine oder wenige Mit-Esser hat, die einem etwas abnehmen könnten. Da aber jeder Mensch zu verschiedenen Zeiten verschiedene Mengen an Essen braucht, dürfte in der Hälfte der Fälle die Portion zu groß sein. In der anderen Hälfte, wenn sie zu kein ist, lässt sich das durch Obst oder Gebäck leichter ausgleichen, als, wenn man gedrängt wird zu viel zu essen.
Wenn man allein isst, braucht man sich nicht zurück halten, auf andere Rücksicht nehmen, die vielleicht noch Hunger haben könnten, sondern man kann ungebremst hinein schaufeln. Auch schlingen, also Nahrungsaufnahme ohne ausreichendes Zerkauen der Nahrung könnte zum Übergewicht beitragen, weil beim schnellen Essen, der Sättigungspunkt nicht rechtzeitig wahrgenommen wird. Einmal, weil das Sättigungsgefühl sich ungefähr nach einer Viertelstunde einstellt und zum Anderen, weil man beim Schlingen vermutlich in den meisten Fällen unter Zeitdruck steht, also in Gedanken nicht beim Essen und seinem Genuss ist, sondern schon bei der nächsten Tätigkeit. Also "überhört" man Körpersignale, wie "ich bin satt" leichter und isst mehr, als einem gut tut.
Das Essen hat seinen Stellenwert verloren, ist für manche nur noch eine lästige Störung von Arbeit oder Freizeit. Also isst man zwischen Tür und Angel, in Auto, Bus und Bahn, im Gehen oder im  Park auf einer Bank, oder um den Imbiss herum stehend. Genuss und Gemeinschaftserlebnis, gar gepflegtes Tischgespräch oder Gebet sind selten geworden.
Aber der Mangel an gemeinsamen Mahlzeiten, am Teilen von Nahrung hat Nebenwirkungen, die  kaum zu unterschätzen sind: Max-Planck-Forscher fanden bei Affen höhere Oxytocin-Werte im Urin, wenn sie gemeinsam gefressen und das Futter geteilt hatten. Der Wert war sogar höher, als bei der gegenseitigen Fellpflege. Das ist deshalb so bedeutsam, weil Oxytocin ein Hormon ist, das auf die Nerven wirkt, beruhigt, weniger aggressiv macht und Vertrauen fördert. So unterstützt Oxytocin beim Stillen die wachsende Beziehung zwischen Mutter und Kind. Gemeinsame Mahlzeiten, etwa der Hochzeitsschmaus, Festessen oder das Arbeitsessen dienen dazu Beziehungen und Vertrauen zwischen noch Fremden (zwei Familien, zwei oder mehr Firmen) zu fördern und Aggression (Kampfbereitschaft) zu mindern.
Es ist vorstellbar, dass dieses Hormon, das offenbar bei bestimmten Gelegenheiten (Essenteilen, Stillen, Zärtlichkeiten) ausgeschüttet wird mit ein Grund für die Evolution (Reifung) der Menschheit war, indem es Konflikte dämpfte, Gemeinschaften schuf und Vertrauen stärkte. Kein Wunder, wenn in vielen Kulturen gemeinsames Essen bestimmten Spielregeln (Ritualen) folgt, die ebenfalls für die Gemeinschaft förderlich sein können (Tischsitten, Sitzordnung, Vorlesen während des Essens im Kloster, Reihenfolge der Gerichte, usw.).
Wenn gemeinsames Essen (ich vermute auch gemeinsames Kochen und Essen, oder gemeinsam Feste vorbereiten) solche erfreulichen Wirkungen auf Menschengruppen hat und obendrein noch helfen kann (wenn man nicht um die Wette frisst) Übergewicht zu vermeiden, indem man nur so viel isst, wie einem gut tut, oder wie der einem angemessene Anteil ist (z.B. bei Nahrungsknappheit), dann kann man wohl annehmen, dass der Mensch zumindest von gemeinsamem Essen profitiert, indem sein Oxytocin-Spiegel erhöht wird und er die Gemeinschaft genießt. Es könnte sogar sein, dass gemeinsames Essen - bei dem die Jungen die Älteren und deren Ansichten kennen lernten und umgekehrt - auch das Verständnis der Generationen für einander förderte.
Es gibt aber noch weitere Gesichtspunkte:
Wenn alte Menschen nach dem Tod des Partners allein leben, dann neigen sie dazu sich nicht mehr so viel Mühe mit der Zubereitung des Essens zu geben und können oft (wegen der abgepackten Portionen) auch nicht mehr so vielseitig essen, wie als Paar oder als Familie mit Kindern. Das bedeutet aber in den meisten Fällen, dass sie auch ihre Gesundheit durch geeignetes Essen weniger gut unterstützen, als das zu mehreren möglich wäre. Ein Salatkopf, gar ein Kohlkopf reichen für den "isolierten Esser" mehrere Tage und verringern so die Abwechslung auf dem Speisezettel.
Dieses Problem, dass es sich für eine Person oft nur mühsam, wenn überhaupt kochen lässt, wenn man frische Lebensmittel verwenden möchte, hat zwar den Fertiggerichten viele Kunden beschert, aber auch eine Anzahl von Gerichten weitgehend von den Speiseplänen gestrichen. Wie soll man etwa eine Kohlroulade machen, ohne sehr viel Kohl übrig zu haben? Alleine zu essen, vor allem alleine essen zu müssen, weil man Familie, Partner, Freunde, Bekannte nicht in der Nähe hat, so dass ein gemeinsames Essen möglich wäre, hat also eine ganze Reihe von Nachteilen und sei es, dass Rezepte und Vielfalt verloren gehen.
Was tun? Im Idealfall all diese Beziehungen so pflegen, dass man sich jeden Tag mit jemand zum gemeinsamen (Kochen und) Essen verabreden könnte. Es geht nicht darum es jeden Tag zu tun, sondern darum die Wahl zu haben und dabei Essen und Beziehungspflege elegant und mit wenig Aufwand zu verbinden. Für mehrere Personen einzukaufen ist meistens pro Kopf günstiger, als lauter kleine Mengen einzukaufen und spart Geld und Energie und verringert den Verpackungsmüll.
Ob Übergewicht auch daher kommt, dass immer mehr Menschen einsam und allein essen? Egal ob zuhause oder unterwegs, man bekommt immer öfter Portionen zugeteilt, die man aufzuessen versucht, weil man keine Reste aufheben will und keine oder wenige Mit-Esser hat, die einem etwas abnehmen könnten. Da aber jeder Mensch zu verschiedenen Zeiten verschiedene Mengen an Essen braucht, dürfte in der Hälfte der Fälle die Portion zu groß sein. In der anderen Hälfte, wenn sie zu kein ist, lässt sich das durch Obst oder Gebäck leichter ausgleichen, als, wenn man gedrängt wird zu viel zu essen.
Wenn man allein isst, braucht man sich nicht zurück halten, auf andere Rücksicht nehmen, die vielleicht noch Hunger haben könnten, sondern man kann ungebremst hinein schaufeln. Auch schlingen, also Nahrungsaufnahme ohne ausreichendes Zerkauen der Nahrung könnte zum Übergewicht beitragen, weil beim schnellen Essen, der Sättigungspunkt nicht rechtzeitig wahrgenommen wird. Einmal, weil das Sättigungsgefühl sich ungefähr nach einer Viertelstunde einstellt und zum Anderen, weil man beim Schlingen vermutlich in den meisten Fällen unter Zeitdruck steht, also in Gedanken nicht beim Essen und seinem Genuss ist, sondern schon bei der nächsten Tätigkeit. Also "überhört" man Körpersignale, wie "ich bin satt" leichter und isst mehr, als einem gut tut.
Das Essen hat seinen Stellenwert verloren, ist für manche nur noch eine lästige Störung von Arbeit oder Freizeit. Also isst man zwischen Tür und Angel, in Auto, Bus und Bahn, im Gehen oder im  Park auf einer Bank, oder um den Imbiss herum stehend. Genuss und Gemeinschaftserlebnis, gar gepflegtes Tischgespräch oder Gebet sind selten geworden.
Aber der Mangel an gemeinsamen Mahlzeiten, am Teilen von Nahrung hat Nebenwirkungen, die  kaum zu unterschätzen sind: Max-Planck-Forscher fanden bei Affen höhere Oxytocin-Werte im Urin, wenn sie gemeinsam gefressen und das Futter geteilt hatten. Der Wert war sogar höher, als bei der gegenseitigen Fellpflege. Das ist deshalb so bedeutsam, weil Oxytocin ein Hormon ist, das auf die Nerven wirkt, beruhigt, weniger aggressiv macht und Vertrauen fördert. So unterstützt Oxytocin beim Stillen die wachsende Beziehung zwischen Mutter und Kind. Gemeinsame Mahlzeiten, etwa der Hochzeitsschmaus, Festessen oder das Arbeitsessen dienen dazu Beziehungen und Vertrauen zwischen noch Fremden (zwei Familien, zwei oder mehr Firmen) zu fördern und Aggression (Kampfbereitschaft) zu mindern.
Es ist vorstellbar, dass dieses Hormon, das offenbar bei bestimmten Gelegenheiten (Essenteilen, Stillen, Zärtlichkeiten) ausgeschüttet wird mit ein Grund für die Evolution (Reifung) der Menschheit war, indem es Konflikte dämpfte, Gemeinschaften schuf und Vertrauen stärkte. Kein Wunder, wenn in vielen Kulturen gemeinsames Essen bestimmten Spielregeln (Ritualen) folgt, die ebenfalls für die Gemeinschaft förderlich sein können (Tischsitten, Sitzordnung, Vorlesen während des Essens im Kloster, Reihenfolge der Gerichte, usw.).
Wenn gemeinsames Essen (ich vermute auch gemeinsames Kochen und Essen, oder gemeinsam Feste vorbereiten) solche erfreulichen Wirkungen auf Menschengruppen hat und obendrein noch helfen kann (wenn man nicht um die Wette frisst) Übergewicht zu vermeiden, indem man nur so viel isst, wie einem gut tut, oder wie der einem angemessene Anteil ist (z.B. bei Nahrungsknappheit), dann kann man wohl annehmen, dass der Mensch zumindest von gemeinsamem Essen profitiert, indem sein Oxytocin-Spiegel erhöht wird und er die Gemeinschaft genießt. Es könnte sogar sein, dass gemeinsames Essen - bei dem die Jungen die Älteren und deren Ansichten kennen lernten und umgekehrt - auch das Verständnis der Generationen für einander förderte.
Es gibt aber noch weitere Gesichtspunkte:
Wenn alte Menschen nach dem Tod des Partners allein leben, dann neigen sie dazu sich nicht mehr so viel Mühe mit der Zubereitung des Essens zu geben und können oft (wegen der abgepackten Portionen) auch nicht mehr so vielseitig essen, wie als Paar oder als Familie mit Kindern. Das bedeutet aber in den meisten Fällen, dass sie auch ihre Gesundheit durch geeignetes Essen weniger gut unterstützen, als das zu mehreren möglich wäre. Ein Salatkopf, gar ein Kohlkopf reichen für den "isolierten Esser" mehrere Tage und verringern so die Abwechslung auf dem Speisezettel.
Dieses Problem, dass es sich für eine Person oft nur mühsam, wenn überhaupt kochen lässt, wenn man frische Lebensmittel verwenden möchte, hat zwar den Fertiggerichten viele Kunden beschert, aber auch eine Anzahl von Gerichten weitgehend von den Speiseplänen gestrichen. Wie soll man etwa eine Kohlroulade machen, ohne sehr viel Kohl übrig zu haben? Alleine zu essen, vor allem alleine essen zu müssen, weil man Familie, Partner, Freunde, Bekannte nicht in der Nähe hat, so dass ein gemeinsames Essen möglich wäre, hat also eine ganze Reihe von Nachteilen und sei es, dass Rezepte und Vielfalt verloren gehen.
Was tun? Im Idealfall all diese Beziehungen so pflegen, dass man sich jeden Tag mit jemand zum gemeinsamen (Kochen und) Essen verabreden könnte. Es geht nicht darum es jeden Tag zu tun, sondern darum die Wahl zu haben und dabei Essen und Beziehungspflege elegant und mit wenig Aufwand zu verbinden. Für mehrere Personen einzukaufen ist meistens pro Kopf günstiger, als lauter kleine Mengen einzukaufen und spart Geld und Energie und verringert den Verpackungsmüll.
Ich kann mir auch vorstellen, dass sich Nachbarn, sei es aus demselben Haus, oder aus der Umgebung zusammen tun, um ab und zu gemeinsam zu essen. Die Hemmschwelle dafür ist vermutlich noch hoch, weil man dabei aus Gewohnheit an eine Einladung denkt, zu der man etwas mitbringen muss, sich umzieht und das als Umstände erlebt. Aber wenn man sich mit denen, mit denen man meint, dass es funktionieren könnte (nicht jede/r kann mit jeder/m) verabredet, dass der Eine einen Salat als Vorspeise macht, die Andere einen Nachtisch und der Gastgeber seine Küche für das Hauptgericht nutzt, wobei auch da Teile mitgebracht und aufgewärmt werden können, z.B. ein Gemüse, Knödel, oder im Sommer ein Nudelsalat zum Fleisch, dann bleibt der Aufwand überschaubar, aber das Mahl wird vielseitig und, wenn die Geschmäcker ungefähr übereinstimmen, köstlich.
Als Einstieg in solche nachbarschaftliche Kocherei könnte ein sommerliches Grillen im Garten dienen, bei dem man sich beschnuppert und zu erkennen versucht, wer wohl einen Geschmack hat, der mit dem eigenen harmoniert. Und dann darf man sich nicht entmutigen lassen, wenn es mal nicht so prächtig klappt, denn die meisten werden bei dieser Form der Nachbarschaftspflege Anfänger sein und entsprechende Fehler machen.
Aber wenn sich im Laufe der Zeit diejenigen Nachbarn zusammen finden, die gut mit einander können, und man auch darauf achtet, dass niemand ausgeschlossen wird, oder sich so fühlt, der ebenfalls das Bedürfnis nach Gemeinschaft und vielseitigerem Essen hat, dann dürften sich diese Beziehungen der einzelnen Nachbarschaften wie das Wurzelwerk verschiedener Pflanzen im Garten miteinander verweben und der Nachbarschaft insgesamt gut tun. Zumindest unter jenen, die darauf Lust haben und die nötige Zeit und Geduld aufwenden um gemeinschaftliches Essen und die Nachbarschaft zu pflegen.
Als Einstieg in solche nachbarschaftliche Kocherei könnte ein sommerliches Grillen im Garten dienen, bei dem man sich beschnuppert und zu erkennen versucht, wer wohl einen Geschmack hat, der mit dem eigenen harmoniert. Und dann darf man sich nicht entmutigen lassen, wenn es mal nicht so prächtig klappt, denn die meisten werden bei dieser Form der Nachbarschaftspflege Anfänger sein und entsprechende Fehler machen.
Aber wenn sich im Laufe der Zeit diejenigen Nachbarn zusammen finden, die gut mit einander können, und man auch darauf achtet, dass niemand ausgeschlossen wird, oder sich so fühlt, der ebenfalls das Bedürfnis nach Gemeinschaft und vielseitigerem Essen hat, dann dürften sich diese Beziehungen der einzelnen Nachbarschaften wie das Wurzelwerk verschiedener Pflanzen im Garten miteinander verweben und der Nachbarschaft insgesamt gut tun. Zumindest unter jenen, die darauf Lust haben und die nötige Zeit und Geduld aufwenden um gemeinschaftliches Essen und die Nachbarschaft zu pflegen.
Ein lecker zubereitetes Essen (siehe Foto oben) erfreut nicht nur den Magen, sondern auch die Augen.
 
 
Carl-Josef Kutzbach
Mittwoch, 19. März 2014