Zu viele Medikamente
werden weggeworfen
Das müsste nicht sein
 
Medikamente wegwerfen bedeutet einerseits eine Vergeudung von Rohstoffen und Geld sowie eine Gefährdung der Umwelt durch Arzneistoffe, die in die Natur und in die Nahrungskette gelangen. Deshalb klagen nicht nur die Krankenkassen darüber, dass zu viele Medikamente weggeworfen werden. Aber warum geschieht das?
1.    Wenn der Bedarf und die Packungsgröße nicht zusammen passen. Es gab Zeiten, da bekam man in der Apotheke die gewünschte Menge Pillen, Dragees oder Tropfen in kleinen braunen Glasfläschchen. Das st sicherlich bei der Vielfalt der heute verfügbaren Medikamente nicht immer machbar, aber es wäre erwägenswert bei oft gefragten Wirkstoffen.
2.    Wenn die verordnete Anwendung und die Packungsgröße nicht zusammen passen. Etwa, wenn der Arzt sagt: "Sobald sie drei Tage fieberfrei sind, brauchen sie das Mittel nicht mehr nehmen." Die Wahrscheinlichkeit ist bei jungen, kräftigen Menschen hoch, dass sie genesen, ehe das Mittel aufgebraucht ist, während es bei Kränklichen oder Alten vielleicht sogar noch mal nachbestellt werden muss.
3.    Wenn der Beipackzettel so abschreckend ist, dass das Medikament gar nicht genommen wird. Ein Karikaturist brachte das mal auf den Punkt, indem er eine Apothekerin zum Kunden sagen ließ: "Ich gebe ihnen erst mal den Beipackzettel. Wenn Sie den gelesen haben, wollen sie das Mittel sowieso nicht mehr." Nicht gegen eine hilfreiche Aufklärung, aber wenn der Beipackzettel aus Gründen der juristischen Absicherung zur abschreckenden Horror-Lektüre wird, schadet er mehr, als er nutzt.
4.    Wenn Nebenwirkungen zum Absetzen des Medikamentes führen. Das wird man nie ausschließen können, vor allem bei Älteren nicht, die oft mehrere Medikamente nehmen müssen und man die Wechselwirkungen nicht kennt. Auch hier könnten kleinere Packungen (mit dem Nachteil, dass man gegebenenfalls nachkaufen muss) das Problem verringern.
5.    Wenn Unverträglichkeit zum Absetzen führt. Beispielsweise wirken viele Psychopharmaka bei jedem Menschen anders. Also muss man so lange probieren, bis man ein Mittel findet, das zum Patienten passt und die gewünschte Wirkung erreicht. Auch hier wären am Anfang kleinere Packungen zum Ausprobieren, ob das Mittel wirkt und die Nebenwirkungen erträglich sind, ein Weg, um das Wegwerfen größerer Mengen zu vermeiden. In diesem Fall muss man zwar auch noch mal zur Apotheke, aber  das muss man auch, wenn man das Mittel nicht verträgt. Mit großen Packungen anzufangen bringt also vor allem Apotheke und Pharmafirmen etwas.
6.    Wenn ein Mittel bei einem Patienten nicht wirkt, braucht er es ebenfalls nicht weiter zu nehmen. Egal warum. Auch hier wäre u.U. eine kleinere Packungsgröße hilfreich, zumindest, wenn man weiß, dass ein Mittel nicht bei jedem wirkt.
7.    Wenn der Patient stirbt, bleiben meist Medikamente übrig. Auch das wird man nicht verhindern können. Aber gerade bei Älteren Leuten bräuchten es nicht immer die großen Packungen zu sein, wenn gewährleistet wäre, dass ihnen Nachschub jederzeit rechtzeitig geliefert werden könnte.
        Es gibt also viele Gründe dafür, dass Mittel nicht aufgebraucht werden. Ob sie im Müll landen müssen, sollte man prüfen. Wenn man ein Verfahren fände, so dass intakte Medikamente (z.B. in Verpackungen eingeschweißte) an Apotheken zurück gegeben werden könnten, so dass diese sie an Bedürftige abgeben könnten, sänke zwar der Umsatz, aber die Umwelt würde geschont. Das Problem wird sein sicherzustellen, dass das Medikament einwandfrei ist. Aber selbst wenn man die Rückläufer beim geringsten Zweifel aussortiert und an die Hersteller zurück gäbe, die ggf. Rohstoffe zurückgewinnen und verwerten könnten, wäre etwas für die Umwelt getan.
    Erwägenswert wäre auch, ob Apotheken nicht bei geeigneten Medikamenten die gewünschte Menge, sozusagen lose, verkaufen könnten, so dass überflüssige Medikamente und Verpackungsmüll gespart würde.
    Bei den Mitteln deren Verträglichkeit fraglich ist, oder erprobt werden muss, wäre auch der Arzt gefragt, dass er zunächst eine kleine Packung verschreibt, so dass der Patient nur nachkaufen muss, wenn er das Mittel wirklich verträgt und die gewünschte Wirkung eintritt, oder die Nebenwirkungen sich im Rahmen halten.
    Die Folgen wären mehr Arbeit für die Apotheken, weniger Umsatz für die Hersteller, aber auch weniger Kosten für die Krankenkassen und weniger Umweltbelastung durch Verpackung und vor allem in den Müll oder gar ins Wasser und damit die Natur gelangende Medikamente. Die Patienten müssten etwas häufiger in die Apotheke, auch um alte Medizin los zu werden.
 
Oben sieht man am Marktplatz von Schorndorf, dass mit Medikamenten schon seit Jahrhunderten Geld verdient wurde.
 
 
Carl-Josef Kutzbach
Dienstag, 27. Mai 2014