Brandgefährlich?
Carl-Josef Kutzbach
Montag, 14. Januar 2019
 
Wenn Unwissenheit und Angst sich zusammen tun, wird es brandgefährlich. Das gilt beim Populismus, aber auch beim Umgang mit Feuer. (Siehe auch Ungewohntes Feuer)
Der beste Weg wäre sich Wissen anzueignen und dadurch die Angst zu verringern. Ein klein wenig Angst ist gut, weil sie vorsichtig macht.
Statt dessen versucht man heute solche Probleme mit „raschen technischen Lösungen”zu beseitigen (um sich das Lernen zu ersparen?).
Das sieht dann so aus, dass man das Feuer bei Kerzen, oder beim Gasherd durch elektrischen Strom ersetzt.
Kerzen gehören wohl zu den ältesten Leuchtmtteln, werden aber in Stövchen (eigentlich ein kleiner Ofen) zum Wärmen von Speisen oder Tee benutzt (daher auch der Name „Teelicht”).
Das funktioniert natürlich nicht mehr, wenn man die Kerze und das Feuer durch eine LED mit Batterie ersetzt.
Andererseits werden - auch Dank eines unmöglichen Möbelhauses - den Leuten die Teelichter fast nach geworfen. Dementsprechend ist auch deren Qualität. Sie brennen zwar eine Weile, aber es bleibt auch eine Menge Wachs übrig, das nicht verbrannte, sowie die Aluminiumhülle, die mit großem Energieaufwand hergestellt wurde.
Die teureren Teelichte, ohne Aluminiumhülle, die in Glas- oder Kunststoffhüllen brannten, sind weitgehend verbrannt, während die billigeren zu einem großen Teil nicht richtig ausgenutzt wurden.
Das ist besonders dann ärgerlich, wenn sie nicht als Wärmequelle, sondern nur als Dekoration verwendet werden. In vielen Lokalen stehen heute Teelichte in irgend einer Hülle auf dem Tisch um Stimmung zu verbreiten.
Dafür gibt es auch größere „LED-Kerzen”, die man überall hin stellen kann, auch in ein Regal, denn sie geben ja keine Wärme und keinen Ruß ab.
Ob es so gemütlich ist, wie versprochen, dürfte eine Frage des Geschmacks sein.
Viel bedenklicher ist - neben der Ökobilanz - dass man sich angewöhnen könnte Kerzen an Orte zu stellen, an denen eine LED keine Schaden anrichtet, etwa in einem Bücherregal oder auf dem Fensterbrett nahe den Vorhängen, an denen eine echte Kerze jedoch brandgefährlich wäre. Je echter die ED-Kerze aussieht, desto wahrscheinlicher ist, dass Kinder oder Alte den Unterschied nicht bemerken und so mit echten Kerzen falsch umgehen lernen. Der als Sicherheitsmaßnahme gedachte Wechsel auf „elektrische Kerzen” kann also gerade dazu führen, dass man - mangels Wissen - mit echten Kerzen und echtem Feuer falsch umgeht. Egal, ob bei der Stimmungsvollen Beleuchtung, oder am Weihnachtsbaum.
Ein anderer Weg echte Kerzen „narrensicher” zu machen, sind Maßnahmen, die sie von allein ausgehen lassen, etwa ein Plastikröhrchen über dem letzten Stück des Dochtes.
Dadurch bekommt der Docht keine Luft, genauer keinen Sauerstoff mehr und hört auf zu brennen. Das allerdings könnte man auch einfacher haben, indem man den Docht ein klein wenig kürzer macht, als die Kerze, so dass er „ersäuft” sobald die Kerze so weit abgebrannt ist, dass das Wachs um ihn herum flüssig ist.
So ähnlich haben Jugendgruppenleiter auch beim Erzählen einer Gruselgeschichte dafür gesorgt, dass die Kerzen mittendrin ausgingen. Sie sorgten dafür, dass der Doch an der richtigen Stelle unterbrochen wurde und die Kerze, scheinbar von allein, ausging.
Das Ergebnis dieser Sicherheitskerze mit Plastikröhrchen in der Mitte ist, dass man sie nicht auf die Dornen des Kerzenhalters setzen kann, weil man statt auf das Loch, auf Plastik stößt. Aber noch schlimmer ist, dass man eine Menge Wachs nicht verbraucht. Und die wenigsten sammeln Wachs zum wieder Einschmelzen und weiter verwenden, sondern es wir einfach weg geworfen.
Hier ist rechts eine gerade erst angezündete Kerze und links vorne daneben eine, die bereits „automatisch” erloschen ist. Über ein Drittel der Kerze wird dabei weg geworfen, wobei das aber auch von der Größe der Kerze abhängt. Trotzdem ist der Käufer verärgert, weil er ja ein Drittel mehr bezahlt hat, als er nachher nutzen kann. In diesem Fall erlosch beim Adventskranz die erste Kerze gerade als man am vierten Adventssonntag die Vierte angezündet hatte. Die ganze wohl durchdachte Pflege der Kerzen des Adventskranzes über Wochen hinweg erwies sich als vergeblich, weil man ja nicht wusste, dass so ein großer Teil der Kerze der Sicherheit geopfert werden würde. Das Vergnügen alle vier Kerzen am vierten Adventssonntag brennen zu sehen, war dahin.
Der Adventskranz nachdem alle vier Kerzen „automatisch“ erloschen waren. Allerdings blieben dadurch vier Drittel des Wachses ungenutzt und die Freude am Adventskranz wurde um ein mindestens ein, wenn nicht vier Drittel gekürzt.
Wahrscheinlich wäre es das Beste, wenn man Kinder unter Aufsicht zündeln ließe, wie das früher selbstverständlich war. So könnten sie die Gefährlichkeit von Feuer, egal ob bei Kerzen, oder beim Lagerfeuer richtig einschätzen und im Falle eines Falles auch Löschen. Außerdem würden sie eine übertriebene Angst vor dem Feuer los werden.
Dafür stand früher immer ein Eimer Wasser im Bad, wenn am Weihnachtsbaum die Kerzen angezündet wurden. Hat man jedoch elektrische Kerzen, oder mischt gar echte und elektrische Kerzen, dann könnte das Löschwasser auch zu einem Kurzschluss führen, falls die elektrischen Weihnachtsbaumkerzen nicht ausreichend isoliert sind.
Brandgefährlich sind also nicht nur Kerzen, sondern auch die Versuche Kerzen durch täuschend echte Imitationen zu ersetzen, die dann zum falschen Umgang mit echten Kerzen führen können.
 
 
Kerzen auf einem Adventskranz