Wer der Erfinder des Knopfes war, wissen wir nicht. Vielleicht wurde er auch mehrfach erfunden, da man ihn in vielen Erdteilen in verschiedenen Formen findet. In der Schweiz heißt der Knoten auch „Knopf”; und einen Knopf dran machen meint, eine Sache abschließen.
Der Knopf diente - ähnlich den Gewandspangen - zunächst wohl dazu zwei Stücke Stoff mit einander zu verbinden, so wie beim Hosenladen rechte und linke Hälfte. Dort wurde der Knopf aber schon lange durch den Reißverschluss ersetzt. Da Knöpfe anfangs wohl rar waren, wurden sie mehrfach verwendet. Allerdings könnte bei der Bettwäsche auch eine Rolle gespielt haben, dass man diese ohne Knöpfe besser Kochen und Mangeln kann. Alte Bettwäsche hat daher gegenüber liegende Knopflöcher, in die man eine Art Doppelknopf einsetzt, um den Bettüberzug zu schließen.
Bei den Chinesen gab es oft Knöpfe, die eigentlich kunstvolle Knoten aus Stoff sind, die daher beim Waschen am Kleidungsstück dran bleiben konnten. An alten Tweed-Jacketts waren die Knöpfe kunstvolle Knoten aus Leder.
In Europa findet man manchmal noch Knebel statt Knöpfen, also aus Holz oder Horn bestehende kurze Stäbchen, die in der Mitte mit einem Bändel versehen sind, das sie mit dem Stoff verbindet, etwa bei manchen Mänteln und Trachten.
(Chinesische Manschettenknöpfe mit Knebeln als Verschluss.)
Auch aus Horn geschnitzte Knöpfe gibt es, die aber immer öfter durch Plastikimitate ersetzt werden. Ähnlich ist es mit den einst aus Perlmutt gefertigten Knöpfen an Hemden.
Vielleicht sind diese Plastikknöpfe auch einer der Gründe dafür, dass man weiße Hemden aus reiner Baumwolle nicht mehr kochen soll, sondern höchstens noch mit 60 oder gar 40 Grad waschen soll. Das könnte aber auch an Kunststoffnähfäden liegen, mit denen man angeblich schneller nähen kann.
Bis vor drei bis vier Jahren bekam man auch im Kaufhaus oder bei C&A noch preiswerte Hemden, die am Ärmel zwei Knopflöcher und zwei Knöpfe hatten. Je nachdem konnte man den Ärmel unter einem Pullover eng anliegend schließen, oder aber - etwa unter einem Jackett - weiter oder auch mit Manschettenknöpfen.
Das bekommt man heute nur noch bei Hemden in gehobener Preisklasse, oder, wenn man sie sich machen lässt und entsprechend bestellt, was auch nicht billig ist. Damit geht für Normalverdiener eine Möglichkeit verloren sich zu schmücken. Knöpfe waren neben den Gewand-Fibeln nicht nur Hilfsmittel zur Bekleidung, sondern - zumindest bei den Reicheren - auch Schmuck und ein Zeichen für Wohlstand, wie Funde von damals belegen.
Da Manschettenknöpfe in der Regel sehr haltbar sind, konnten sie über Generationen weiter vererbt werden, bis eben vor wenigen Jahren die Geldgier dazu führte, dass man sich das zweite Knopfloch an der Manschette sparte. Man kann den Niedergang von Kleidungsstücken an vielen Details sehen, die Manschetten sind nur eines.
Ein Pyjama, den ich vor vielen Jahren erwarb, hatte nicht nur Taschen, sondern war so geschnitten, dass man den Gummizug am Bund verstellen, aber auch, wenn er ausgeleiert war, ersetzen konnte. Der nächste Pyjama derselben Firma hatte das schon nicht mehr. Beim dritten Kauf war dann auch eine Tasche eingespart worden. So geht es bei vielen Textilien, sie werden unter Ausbeutung von schlecht bezahlten Näherinnen und mit immer minderwertigerem Material auf das Notwendigste abgespeckt, um den Gewinn zu erhöhen und man hat bei jedem Kauf, auch, wenn man sich bemüht faire Ware zu kaufen, ein schlechtes Gefühl, weil man nicht weiß, ob man nicht doch zu Ausbeutung und Raubbau beiträgt.
Daher ist es kein Wunder, wenn man mit Plastikknöpfen abgespeist wird, oder mit einem Reißverschluss, dessen Stabilität man beim Kauf kaum einschätzen kann. Knöpf zu ersetzen ist recht einfach, einen neuen Reißverschluss einnähen schon schwieriger. Bei vielen Textilien sind irgendwo noch ein oder zwei Reserveknöpfe angenäht, damit man sie selbst reparieren kann.
Beim Katastrophenschutz lernte ich Knöpfe kennen, die man an der gewünschten Stelle durch den Stoff stößt und dann durch eine Art Gegenknopf, der auf dem Dorn einrastet, dort sichert. So ähnlich, wie die Knöpfe, die in Jeans eingenietet werden. Vermutlich soll das die sofortige Reparatur defekter Kleidung ermöglichen, worauf es im Einsatz ja ankommen kann.
Was bedeutet es, wenn jetzt das Tragen von Manschettenknöpfen zu einem teuren Luxus wird, weil man geeignete Hemden nur noch in höheren Preisklassen findet? Kleinen Leuten wird die Freude an schönen Manschettenknöpfen genommen und sie werden wie vor tausenden von Jahren wieder zu einem Symbol der Reichen, wenn diese überhaupt noch auf gepflegte Kleidung Wert legen, vor lauter Wahn sich, wie junge Leute anziehen zu müssen, damit man nicht alt wirkt.
Manche, die meinen keine Zeit zu haben, vertauschten längst das Oberhemd gegen langärmelige T-Shirts, weil man sich da das Knöpfen sparen kann und das Bügeln, wenn man das selbst macht, weniger kompliziert ist, also schneller geht. Außerdem wird beim T-Shirt der Kragen nicht so schnell speckig, wie beim Oberhemd. Manche bevorzugen auch dunkle Unterwäsche, weil man in der Fett, Schweiß und Anderes nicht so deutlich sieht.
Wer heute noch Oberhemden trägt, gar weiße, tut das entweder wegen seines Berufes, oder, weil er gepflegt erscheinen möchte. Die Freude sich dann noch mit Manschettenknöpfen zu zieren, ist jetzt für Leute mit kleinem Einkommen, und dazu gehören auch die meisten Alten, nicht mehr möglich.
Wieder geht ein klein wenig Schönheit im Alltag verloren.
Dabei haben Manschettenknöpfe ja noch eine Funktion, im Gegensatz zur Krawatte, die als „Kulturstrick” schon lange keine Funktion mehr erfüllt, sondern nur noch der Zier dient.