Das Fahrzeug als Demonstrations-Verstärker
Carl-Josef Kutzbach
Freitag, 5. März 2021
 
   Das Auto wird in letzter Zeit immer öfter als Ich-Verstärker (Poser = Angeber) und Demonstrations-Verstärker missbraucht.
   Was bedeutet das? Es handelt sich um Formen der Anmaßung, den man will mehr scheinen, als man tatsächlich ist, bei den Posern durch aufgeputzte Kärren und bei Demonstrationen, weil ein Auto viel mehr Platz beansprucht und Lärm (Hupen) erzeugen kann, als ein einzelner Mensch zu Fuß. Es führt auch zu größeren Verkehrsstaus und damit größerer Klimabelastung. Man kann das Auto auch benutzen, um Andere zu blockieren (Bauern vor Werkstoren).
   Daher sei daran erinnert, dass eine alte Regel in Demokratien lautet: "Ein Mensch - eine Stimme!"
   Wenn dagegen versucht wird mit Hilfe von Autos Eindruck zu schinden und den Verkehr zu beeinträchtigen, dann ist das eben nicht im Sinne der Demokratie, weil hier Einige meinen, sie könnten - weil sie über ein Auto verfügen - die Anderen, die keines haben, übertrumpfen. Weiter gedacht würde das bedeuten, dass man um so mehr Rechte hätte, je mehr Geld man hat. Ein Kennzeichen der Demokratie ist aber, dass vor dem Gesetz alle gleich sind, um eben auch die Schwachen zu schützen. Abgesehen einmal davon, dass es immer wieder Beispiele dafür gibt, dass der Besitz von Reichtum noch lange nicht mit dem Besitz von Geist, geschweige denn dem nötigen Verantwortungsbewusstsein gekoppelt ist.
   Im Sinne der Chancengleichheit sollten Demonstrationen - das Anliegen spielt keine Rolle - daher stets zu Fuß erfolgen. Abgesehen davon, dass das auch für das Klima besser ist und für die eigenen Gesundheit.
   Wer jedoch das Auto (oder andere Formen der Verstärkung) benutzt muss sich fragen lassen, wie ernst er es mit der Demokratie und der Rechtsgleichheit meint.
 
Foto: Eine Autodemonstration schon 2013 samt Megaphon im ersten Fahrzeug.