Am 28.11.2024 verkündet die Deutsche Bahn, dass die Papierfahrpläne ( wie oben ) in den Bahnhöfen verschwinden sollen, um der Umwelt zu liebe Papier zu sparen. Die Kunden könnten sich ja digital informieren, oder an den Fahrplan-Anzeigetafeln.
Außer dem nutze niemand mehr diese Fahrpläne, und zudem seien sie, wegen der viele Baustellen, häufig falsch. Immerhin gibt die Bahn zu, dass sie unzuverlässig ist und daher Fahrpläne, die ein Jahr lang gelten sollen, nicht mehr sehr verlässlich sind.
Trotzdem wurde diese Ankündigung bereits am nächsten Tag am 29.11.2024 zurück genommen, weil es erhebliche Proteste gab. Offenbar war die Entscheidung schlecht vorbereitet gewesen und man fürchtete nun eine ausführliche Debatte der Gründe.
Fahrpläne schon vor 2009 verkleinert
Dabei wäre heraus gekommen, dass die Bahn die Größe der Fahrplänen schon 2009 halbierte, wie man auch ganz oben am doppelt so großen Schaukasten sehen kann. Dafür musste natürlich auch die Schrift verkleinert werden, so dass das Lesen für Ältere nur mit Hilfe einer Brille möglich ist.
Die Bahn hatte also selbst dafür gesorgt, dass die Fahrpläne durch schlechtere Lesbarkeit weniger genutzt wurden. Peinlich!
Wie wenig Kundenfreundlich die Fahrpläne sind, zeigt ein vergleich mit eine Fahrplan des Verkehrsverbundes Stuttgart:
Man sieht, dass die Uhrzeit links wesentlich größer ist, als beim Fahrplan der DB rechts.
Digital weniger Informationen, als auf Fahrplan
Was die digitalen Anzeigen angeht, die die Bahn den Kunden als Ersatz vorschlug, zeigt ein Blick, dass das eine Mogelpackung ist: Die Anzeige oben zeigt nur die Abfahrt der Züge innerhalb der nächsten 21 Minuten an. Der Fahrplan alle Züge eines Tages.
Selbst sehr große Anzeigen, wie die in Londons Liverpool Street bieten weniger Informationen:
Bei kleineren Stationen gibt es noch viel weniger Information für die Reisenden.
Weniger Informationen als auf dem Fahrplan sind heute weit verbreitet, wobei die Bahn meint, dass jeder ein Mobiltelefon habe, auf dem ihre App ( Programm ) einem ganz genau sage, wie der aktuelle Fahrplan aussieht. Wenn das stimmen würde, wie kommt es dann, dass manchmal selbst die Zugbegleiter und DB-Mitarbeiter nicht wissen, was los ist?
Auf Beispiele aus den Niederlangen und der Schweiz verzichte ich. Auch in Köln verrät die digitale Anzeige auf dem Bahnsteig nur die Abfahrt der Züge der nächsten 34 Minuten:
Der von der Bahn angekündigte Wechsel vom Papierfahrplan zu digitalen Anzeigen bedeutete also eine erhebliche Verringerung der verfügbaren Information für die Kunden. Kein Wunder wenn diese protestierten.
Wer Besucher vom Zug abholen möchte, der informiert sich vielleicht bereits am Vortag, wann der Zug ankommen soll und an welchem Bahnsteig. Das geht mit den heutigen digitalen Anzeigen am Bahnhof nicht.
Digitale Anzeigen meist unkontrolliert
Außerdem sind die Anzeigen manchmal falsch, weil sie aus der Ferne gesteuert werden, weil in vielen Bahnhöfen längst niemand mehr arbeitet. Dadurch kommt es vor, dass niemand falsche Anzeigen bemerkt und korrigiert, so das Fahrgäste auf dem einen Bahnsteig warten und dann, wenn der Zug auf einem anderen Gleis einfährt, dorthin eilen müssen, was Alte und eingeschränkt Bewegliche, etwa Eltern mit Kinderwagen in Nöte bringen kann.
Besonders hilfreich sind die elektronischen Anzeigen, wenn sie auf die Papierfahrpläne verweisen:
Wobei der eben immer öfter auch nicht weiter hilft, weil die Bahn wegen Personalmangel, Langsamfahrstellen, überlasteten Strecken, wegen mangelnder Pflege, oder aus sonstigen Gründen unpünktlich ist. Dann kommt es vor, dass auch Bahnmitarbeiter auf den Fahrplan schauen, um zu erfahren, ob und wann welcher Zug wo fährt.
Verantwortlich ist die Politik
Dass die Bahn in einem beklagenswerten Zustand ist, hat zu einem großen Teil die Politik zu verantworten, die die fragwürdige Bahnreform 1991-2 durchgesetzt hat und die Bahn dann im Stich ließ. Drei CSU Verkehrsminister haben sich, trotz Aufforderungen des Bundesrechnungshofes, so wenig um die Bahn gekümmert, dass sie längst nicht mehr pünktlich ist und das Material an vielen Stellen sich dem Versagen nähert.
Dass die Meisten der fast 200 000 Mitarbeiter sich große Mühe geben das umweltfreundliche Verkehrsmittel Bahn noch irgend wie am Laufen zu halten, ehrt sie. Aber sie hätten eine bessere Chefetage verdient, die nicht heute etwas verkündet, was sie morgen wieder zurück nimmt, oder gar zurücknehmen nehmen muss, weil es so wenig durchdacht ist.
Übrigens:
Ein paar Tage später wurde der Zwang beim Kauf einer günstigen Fahrkarte auch eine E-mail-Adresse anzugeben ebenfalls rückgängig gemacht, allerdings erst nach einem Jahr!