Straßenbauarbeiten
Wie eine Fahrbahn erneuert wird
Carl-Josef Kutzbach
Freitag, 10. August 2018
 
Die Fahrbahn wurde immer wieder nach Frostaufbrüchen geflickt, jetzt soll sie erneuert werden. Rotweiße Schranken mit Leuchten darauf sowie ein Durchfahrt-verboten-Schild sichern die Baustelle. Am ersten Tag werden Markierungen auf dem Gehwegrand angebracht, wo sich Kanaldeckel, Schächte, sowie Fahrbahnmarkierungen befinden. Dann fährt eine Maschine zuerst längst des einen Gehwegs und fräst den größten Teil des Asphalts ab. Vor ihr fährt ein Lastwagen, in den ein Förderband den Asphalt aufnimmt. Teilweise sind größere Brocken darunter, die zeigen, dass die Fahrbahndecke nicht überall mehr fest mit dem Untergrund verbunden war. Immer wenn die Fräse so nah zum Lastwagen aufrückt, dass die Bröckel fast das Führerhaus treffen, hupt der Fräser und der Lastwagen fährt ungefähr eine Wagenlänge nach vorn, so dass das Förderband nun wieder hinten an der Ladefläche die Bröckel abwirft und sich langsam wieder bis zum Führerhaus vorarbeitet. Dann erneutes Hupen, Vorrücken und so weiter bis der Laster voll ist.
Auf dem Gehweg zeigen Markierungen, wo sich Kanaldeckel, Schächte und die kleineren Schächte für die Hausanschlüsse für das Wasser und deren Absperrhähne befinden. Dort unterbricht der Fräser kurz, um dahinter fortzufahren. Hier muss mit dem Presslufhammer, oder einem ähnlichen an einem kleinen Bagger befestigten Gerät gearbeitet werden.
Langsam arbeitet sich die Fräse die Straße hinunter bis zum Ende der Baustelle, um dann eine neue Bahn, parallel zu ersten zu fräsen. Am Abend ist das Straßenstück abgefräst und die Bauarbeiter haben begonnen die Fundamente der Kanaldeckel und Schächte zu erneuern. Das wird am zweiten Tag fort gesetzt und am dritten kommt eine Kehrmaschine, um die Fahrbahn von allen losen Bröckeln und Teilen zu säubern, damit der Untergrund sich auch gut mit der neuen Asphaltdecke verbinden kann. Die Arbeiter setzen weiter Schachtfundamente und sind am anderen Straßenende noch mit Restarbeiten beschäftigt.
Zwei Asphaltverteilmaschinen beginnen am nächsten Morgen, den Asphalt für die tragende Decke auszubreiten. Lastwägen rollen rückwärts heran, ziehen die Plane von ihrer Mulde und entleeren den Asphalt in die Auffangtrichter der Maschinen. Von dort befördert eine Art Förderband den heißen Asphalt zu zwei Schneckenwalzen, die ihn seitwärts verteilen, bis zu den Leitblechen, die einerseits am Straßenrand und andererseits in der Straßenmitte das Feld begrenzen, auf dem der frische Asphalt ausgebreitet wird. Der Fahrer der Maschine hat zwei Sitze mit Steuerrädern und allen wichtigen Schalthebeln. Hinter den Leitblechen gehen zwei, die einerseits über Schalttafeln wohl die Verteilung und die Position der Leitbleche beeinflussen können, andererseits mit einem Rechen kleine Korrekturen ausführen, zum Beispiel die Naht zwischen den beiden Asphaltstreifen der zwei Maschinen, die leicht versetzt fahren, glatt zu streichen.
Hinter den Asphaltverteilmaschinen wird immer mal wieder gemessen, ob die Fahrbahn auch die gewünscht Dicke hat, indem eine Art Dorn in den frischen Asphalt gesteckt wird. Ob der Dorn Markierungen hat, oder man mit dem Meterstab nachmisst, wie tief er einsank, bis er auf festen Grund stieß, war aus der Ferne nicht zu erkennen. Für Markierungen spricht, dass die Straßenbeläge vermutlich immer die gleichen Dicken haben.
Sobald ein Lastwagen leer ist, gibt es eine kurze Pause, bis der leere Lastwagen fortgefahren und ein neuer Beladener rückwärts heranfährt und ihn ersetzt hat. Hinter den Maschinen fahren „Dampfwalzen“, die natürlich längst nicht mehr mit Dampf betrieben werden. Diese Straßenwalzen lenken, indem sie ihre Taille knicken. Auch ihre Fahrer können auf dem Sitz von einer zur anderen Seite rutschen, damit sie gut sehen, wenn sie am Bordstein entlang fahren, ob sie auch ganz dran sind. Drei Walzen tanzen hinter den Asphaltiermaschinen eine Art Ballet, wobei sich die Fahrer gelegentlich Handzeichen geben. Wasser, dass über ihre Walzen rinnt, verhindert das Anhaften des Asphalts. Eine vierte, größere Walze, die statt der gummibereiften Antriebsräder eine zweite, breitere Walze hat, kann die Walzen so zum Fahrzeugkörper schräg stellen, dass beide Walzen genau am Bordstein entlang arbeiten, es aber aussieht, als ob das Fahrzeug schräg führe, weben weil das Mittelteil, auf dem der Fahrer sitzt, schräg steht. Dort wo die Walzen Wasser auf den heißen Asphalt brachten, dampft es manchmal ein wenig.
Zwischen den Straßenwalzen und der Asphaltverteilmaschine suchen Arbeiter die am Bordstein markierten Schächte und legen sie frei. Bei den Hausanschlüssen für das Wasser, ziehen sie einfach deren Oberteil, das ähnlich einer Manschette auf dem Unterteil sitzt, so weit heraus, bis es mit der Straßenoberfläche bündig ist. Dann wird mit etwas Asphalt die Lücke aufgefüllt und glatt gestrichen. Wenn nun die Walze drüber fährt, wird der Schachtdeckel exakt eben mit der Straßenoberfläche eingepresst. Bei Kanaldeckel und anderen Schächten, die vorher exakt auf die Höhe des zukünftigen Straßenbelags ausgerichtet wurden, legt man vor der Asphaltverteilmaschine ein Blech drüber, damit sie den Gulli nicht mit Asphalt füllt. Auf dem Gehweg kehrt jemand dorthin versprengte Asphaltteilchen zurück auf die Straße, wo sie die Walzen in den Belag pressen.
Am nächsten Tag kommt die dünne Fahrbahnschicht aus feinerem Asphalt drauf. Da gilt es am Anfang den Übergang zwischen alter und neuer Straßenoberfläche eben und bündig zu gestalten. Teils mit einer Art Holzbrett am Stil, das den Asphalt ähnlich einer Rakel beim Siebdruck verteilt, teils mit Schaufeln voller Asphalt, teils mit dem Rechen, der dann mit den Zinken nach oben eingesetzt wird. Der Vorgang ähnelt den vom Vortag weitgehend, aber die Straßenwalzen führen Kästen mit Sand mit, aus denen die Fahrbahn bestreut wird. Sie sieht hinterher aus, als ob man sie kräftig gesalzen habe, oder wie ein mit Puderzucker bestäubter schwarzer Mohnkuchen.
Auch die die vorher eingezeichneten Parkplätze wurden am Straßenrand markiert, so dass man weiß, wo sie anfangen und wo sie aufhören.
Am nächsten Morgen kehrt eine Maschine den überflüssigen Split weg und die Parkplatz- und Fahrbahnmarkierungen werden angezeichnet. Ein Mann mit Gebläse säubert die entsprechenden Stellen und trocknet sie vom morgendlichen Regen. Ein anderer setzt rotweiße Warnhütchen, da ja doch immer wieder rücksichtslose Zweiradfahrer in die Baustelle hineinfahren. Später kommen drei Arbeiter mit einer Maschine, in deren Trichter der eine weiße Markierungsfarbe füllt, der andere lenkt sie indem er einem Dorn folgt, der vorne an einem Ausleger angebracht ist, den er auf den Markierungslinien führt und gibt dort, wo es angezeichnet ist, die weiße Farbe frei, die dann die gewünschten Linien erzeugt. Später werden die rotweißen Hütchen eingesammelt, die verhindern sollen, dass Baufahrzeuge über die frischen weißen Linien fahren. Am Nachmittag werden die Asphaltiermaschinen auf Tiefladern weg gefahren.
Ein Mann überprüft bei allen Kanaldeckel und Schächten, ob diese sich öffnen lassen und beseitigt notfalls klebende Teerreste und Sand mit Spitzhacke oder entsprechendem Hammer.
Am nächsten Morgen werden die Straßenwalzen, der Sandvorrat und die übrigen Werkzeuge aufgeladen und abgefahren. Gegen Mittag kommen andere Arbeiter mit einem Fahrzeug und laden die rotweißen Schranken und alle Schilder auf und geben so die Straße wieder frei.