Bei der Zucht von Nutztieren achtet man selbstverständlich darauf, dass die Erbanlagen der Tiere zu einander passen. Man möchte ja ein Jungtier erhalten, das bestimmte Eigenschaften aufweist.
Bei Menschen ist das etwas anders. Zwar wurde manche Ehe zwischen Fürstenhäusern aus politischen Gründen geschlossen, weil man von verwandtschaftlichen Beziehungen Macht und auch Frieden erhoffte: „...Tu felix Austria nube!” Mögen andere Kriege führen,... „Du glückliches Österreich heirate!” Auch bei der Partnerwahl spielten lange Zeit Besitz und Stand eine Rolle.
Heute sind die gesellschaftlichen Zwänge geringer geworden, ob das auch zu mehr glücklichen Beziehungen führt, ist mir nicht bekannt. Auch die romantische Liebe hat ihre Tücken im Alltag, was - wenn ich recht erinnere - Tucholsky zu der Aussage brachte:
„Drum wird (im Kino) auch nach dem Happy End
für gewöhnlich abgeblendt.“
Denn erst wenn aus Verliebtheit liebevoller Alltag werden soll, wird es richtig schwierig.
Nun sind zur Zeit drei Vorgänge zu beobachten:
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1. Ein Fußballer veröffentlicht seine sexuellen Vorlieben
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2. Gegen einen Lehrplan, der zur Toleranz gegenüber anderen geschlechtlichen Vorlieben erziehen soll, wird eine Petition eingereicht.
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3.Spielt Sexualität in Werbung, Mode, und Medien eine Rolle, die fragwürdig ist.
Der Fußballer setzt die „Enthüllung seine sexuellen Vorliebe” angeblich gezielt politisch ein, um ein Zeichen gegen Diskriminierung zu geben. Und viele Medien machen daraus eine große Geschichte. Würde man die sexuellen Vorlieben im stillen Kämmerlein lassen, als eine Privatangelegenheit, die nur die Beteiligten etwas angeht, wäre das kein Thema. Auffallend ist, dass sowohl in dem ach so aufgeklärten und rationalen Russland sexuelle Vorlieben ein Thema sind, als auch im ach so aufgeklärten und liberalen Europa.
Das erklärt vielleicht auch, weshalb die Petition so viele Befürworter bekam.(Zudem mag die Formulierung, wie Toleranz gegenüber sexuellen Vorlieben erreicht werden soll, unklug, missverständlich oder ungeschickt sein.) Es fällt vielen Menschen schwer ein Verhalten zu akzeptieren und zu tolerieren, das anders ist, als ihr eigenes Verhalten. Das zeigt zugleich, wie wichtig es wäre dieses Problem anzusprechen und sich seine Ängste einzugestehen.
Selbstverständlich dient die Vereinigung von Mann und Frau vor allem der Arterhaltung, auch, wenn heute für Viele das Vergnügen im Vordergrund steht. Das ist ja gerade die elegante Lösung der Natur, dass das Notwendige, die Arterhaltung, mit Vergnügen gekoppelt ist. Wer damit glücklich ist, kann sich nur schwer vorstellen, dass andere Menschen das anders empfinden und lieber einen Partner aus dem eigenen Geschlecht wählen. Dies nachzuvollziehen dürfte vielen schwer fallen. Man muss es auch gar nicht, sondern es würde genügen zu akzeptieren, dass das so ist. Es kommt ja auch im Tierreich vor. Warum, das ist nicht befriedigend geklärt. Und solange man das nicht weiß, sollte man auch nicht verurteilen. Urteilen - im Sinne von -was man für sich selbst lieber hat, darf und muss aber man schon.
Fremdes kann in Frage stellen
Man sollte sich ruhig eingestehen, dass man sich selbst durch anders artiges Verhalten in Frage gestellt fühlen kann. Das gilt für Hautfarben, Sexualität, Religion, politische Anschauungen, Musik-Vorlieben usw. Je weniger man sich seiner selbst sicher ist, desto eher wird man durch Fremdes in Frage gestellt. Der unsichere Mensch sucht Sicherheit in Traditionen und Verhaltensnormen und möchte keinesfalls als ausgefallener Sonderling gelten. Da nicht jede/r das Glück eines stabilen Selbstwertgefühls hat, muss man das hinnehmen. Mit einem stabilen Selbstbewusstsein verkraftet man Fremdes schon, ja findet es vielleicht sogar reizvoll und anregend. Wer in sich ruht, den bringt auch Ungewohntes nicht so leicht aus der Ruhe. Der sieht in fremden Farben, Sitten und Gebräuchen nur Spielarten der Menschen, die seine eigene Spielart weder entwerten, noch überbewerten. Fremdenfeindlichkeit, Ablehnung von anderen Vorlieben, anderen politischen Einstellungen, von fremden Sitten und Gebräuchen beruht also darauf, dass ein erheblicher Teil der Menschen innerlich nicht so stark und sicher ist. In einer toleranten, und das heißt auch mit Fremden geduldigen Gesellschaft, sollte das zu keiner Geringschätzung dieser Schwächeren führen. Von Kindern verlangt man ja auch nicht, dass sie etwas leisten, was sie auf Grund ihrer geringeren Größe oder geringeren Bildung noch nicht können können.
Schwäche und Politik
Gefährlich wird es, wenn Menschen ihre persönlichen Einstellungen zum Maß für alle machen. Man kennt das aus Filmen, wenn der Mob Lynchjustiz verübt, oder aus dem Dritten Reich, in dem sehr viele menschlich schwache Gestalten sich zu Herren über Wohl und Wehe, Leben und Tod aufschwangen und sei es nur als Blockwart. Die Beispiele zeigen, wie eine große Gruppe von Schwachen, die den Wert geordneter Gerichtsverfahren, oder einer vielseitigen Gesellschaft nicht verstehen, Schaden anrichten, wenn sie die Macht an sich reißen.
Man kann in der Geschichte beobachten, wie Reiche, die sich in Gefahr wähnen, zu Unterdrückungsmaßnahmen greifen. Auch die Kirche begann Hexen zu verfolgen, als sie durch Bibelübersetzungen und Gegenpapst, durch Glaubensvarianten, wie Waldenser, Hugenotten und andere in Frage gestellt wurde.
Wenn man bedenkt, dass knapp die Hälfte einer Bevölkerung unterdurchschnittlich stark sein dürfte, dann wird klar, dass die Gefahr einer Diktatur der Schwachen, die aus Schwäche alles anzugleichen und einheitlich zu machen sucht, ständig droht.
Wenn allerdings durch Werbung, Medien und Mode Sexualität als etwas dargestellt wird, dass man überall und jederzeit, wie einen Orden vor sich her tragen muss, dann bekommt das Ganze zu viel Bedeutung beigemessen. Gerade bei den Schwachen, die den Halt der Mehrheitsmeinung suchen. Und dann greift eine andere Vorliebe das ohnehin schon geschwächte Selbstbewusstsein (wer ist schon so schön, wie die geschönten Bilder von Modellen?) stärker an, als es der Sache nach gerechtfertigt wäre.
Schon die Beatles fragten „Why don‘t we do it on the raod!” Warum treiben wir‘s nicht auf der Straße und kamen nicht drauf, dass Menschen und Straßenhunde sich eben doch unterscheiden. Das Tier - so scheint es zumindest nach heutigem Kenntnisstand - kennt keine Schamhaftigkeit. Das bedeutet auch, dass es für es auch kein Bedürfnis nach Rückzug in einen geschützten Raum gibt, um Intimitäten auszutauschen.
Es scheint eine kulturelle Errungenschaft des Menschen zu sein eine Privatsphäre zu besitzen, die man nur auserwählten Mitmenschen zugänglich macht. Dass diese gerade von zwei Seiten unter Druck gerät (Ausspionieren durch Geheimdienste und Exhibitionismus im Internet) ändert daran nichts. Diese Privatsphäre scheint sich bewährt zu haben, weil es sie in vielen Kulturen gab und gibt. Sie bietet häufig einen Schutzraum (ähnlich der Familie) in dem man sich anders geben kann, als in der Öffentlichkeit. Der Chef kann endlich mal nicht im Anzug, sondern salopp herum laufen, die Friseuse ihre Haare offen oder verstrubbelt tragen, der Handwerker kann endlich raus aus dem Blaumann, kurz man ist freier, als in der Rolle, die man beruflich oder in der Gesellschaft ausübt. Man darf sich so zeigen, wie man ist, vorausgesetzt man plagt damit nicht den Partner oder die Familie.
Die Privatsphäre ist also einerseits ein Schonraum für einen selbst, aber auch ein Schonraum für die Umgebung, denn die muss nun nicht miterleben, wie der sonst so hoch angesehene Mann seine Frau mit albernen Kosenamen bedenkt, welchen fragwürdigen Geschmack er oder sie bei Einrichtung und Gestaltung des Haushaltes verraten, und natürlich auch nicht, was die beiden im Bett treiben. Selbstverständlich ist die Schattenseite der Privatsphäre, dass sie auch Fehlentwicklungen eine Weile verbirgt, egal, ob das Drogenmissbrauch, Gewalt, oder Krankheit sind.
In dem Maße, wie nun die Sexualität aus der Privatsphäre in die Öffentlichkeit gezerrt wurde, weckte sie auch Ängste, weil man nun meinte, man müsse sich so oder so verhalten (Intimrasur, Pornos als Vorbilder). Damit wurde aus der Privatangelegenheit zwischen Menschen eine Angelegenheit, die Regeln und Bewertungen unterliegt, die mit dem Einzelnen nur noch sehr wenig zu tun haben.
Vielleicht spielt auch Neid eine gewisse Rolle. Es könnte ja sein, dass jemand, der mit seinem eigenen Liebesleben nicht so glücklich ist, egal ob aus Angst vor einer Schwangerschaft, oder weil der Partner zu wenig oder zu viel Lust hat, das so jemand - weil er oder sie es ja nicht besser weiß - vermutet, dass diese Sorgen bei gleichgeschlechtlichen Paaren nicht auftreten würden und sie deshalb insgeheim um ihr Glück beneidet, das ihm oder ihr aber auf Grund der eigenen Vorliebe versagt bliebe. Hier würden schon wenige Bekannte aus gleichgeschlechtlichen Beziehungen das Bild sehr rasch zurecht rücken. Es gibt auch unter homosexuellen Frauen und Männern einen Gruppendruck, etwa an einer Christopher-Street-Veranstaltung teilzunehmen, obwohl sie das aufgesetzte Gehabe eigentlich abstößt und sie mit ihrer Zeit Besseres anzufangen wüssten.
Das alles heißt nicht, dass eine angemessene Aufklärung über Sexualität falsch wäre. Aber Aufklärung bedeutet nicht zugleich, dass man bewertet, benotet, oder Druck ausübt, damit bestimmte Muster erfüllt werden. Man sollte meines Erachtens schon über Sexualität aufklären und darüber, dass es Verhaltensformen gibt, die nicht der Fortpflanzung, sondern nur dem Vergnügen dienen. Und man sollte eingestehen, dass man die tieferen Gründe für gleichgeschlechtliche Beziehungen noch nicht kennt und sich deshalb mit ihrer Einordnung und Bewertung schwer tut. Auch der Hinweis darauf, dass jegliches vom Gewohnten abweichende Verhalten irritiert, wäre hilfreich, um eigene Unsicherheit bewusst zu machen und Toleranz zu fördern.
Paradoxer Weise haben auch die Bemühungen gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht nur zu legalisieren, sondern auch zu tolerieren, teilweise zum Gegenteil beigetragen. Denn dadurch, dass man das Thema Sexualität auf die Tagesordnung setzte, hat es im Öffentlichen Leben eine Bedeutung bekommen, die ihm eigentlich nicht zusteht. Dadurch, dass man - sicher oft in guter Absicht - Sexuelles demonstrativ mit Politik vermengte, etwa die Femen-Aktivistinnen, Christopher Street Day etc. kam die Sexualität, die eigentlich in die Privatsphäre gehört, in einen falschen Zusammenhang. Schon Tucholsky verwies darauf, dass z.B. wildes Herumgeknutsche oder mehr in der Öffentlichkeit stets peinlich ist, mal für die Akteure, mal für das Publikum.
Freiich ist es herrlich, wenn man einen Menschen „zum Fressen gern” hat, wenn man sich mit jemand wie eine Schlingpflanze verknoten mag, alles keine Frage, nur muss man das wirklich vor anderen tun, die sich dadurch gestört fühlen könnten, oder schmerzhaft an die eigene Einsamkeit erinnert werden? Schamhaftigkeit bedeutet eben auch, das man jemand anders mit etwas nicht konfrontiert, was diesem Menschen unangenehm ist.
Dass die Ehe unter besonderem Schutz steht, liegt darin begründet, dass sie der Brutpflege dient und damit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe erfüllt. Daneben bedeutet Heiraten zweitens, dass man die gegenseitige Verantwortung für einander übernimmt, was den Staat, also die Allgemeinheit entlastet. Dass gleichgeschlechtliche Paare eine Sehnsucht nach „Normalität” und gesellschaftlicher Anerkennung spüren und deshalb auch heiraten wollen, ist verständlich. Aber irgend wo ist es auch paradox, wenn man so krampfhaft versucht etwas Ungewöhnliches als Gewöhnlich darzustellen. Das kann im schlimmsten Fall zu einem Selbstbetrug, oder zu einer falschen Weltsicht führen. Im Sinne der gegenseitigen Verantwortung spricht nichts gegen gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften. In gewissem Sinne (wenn auch ohne die Sexualität) waren Männer- oder Frauenklöster auch Orte gleicher Geschlechter, allerdings mit einem ganz anderen Ziel.
Bei der Frage, ob gleichgeschlechtliche Paare Kinder aufziehen sollten, halte ich die Datenlage für unzulänglich. Mir scheint noch nicht befriedigend sicher geklärt, ob das für Kinder wichtige Rollenangebot von Mann und Frau in so einer Beziehung ausreichend ist, oder nicht.
Insofern würde ich da zögern eine Ehe als Brutpflegegemeinschaft auch für Gleichgeschlechtliche zu fördern. Steht der Wunsch nach Kindern nicht im Gegensatz zum Wunsch nach einem gleichgeschlechtlichen Partner? Damit will ich nicht sagen, dass jemand diesen Wunsch nicht verspürt, sondern, dass zu fragen wäre, was dahinter steckt. Es gibt Eltern, für die ein Kind genau so dazu gehört, wie das Auto vor dem Haus und die chic eingerichtete Wohnung. Das Kind als Accessoire, statt als Mitmensch? Das scheint mir keine ausreichende Basis für eine stabile Eltern-Kind-Beziehung.
Andererseits muss man auch zugeben, dass viele Kinder ungeplant, einfach so, oder sogar ungewollt in die Welt kommen. Was da besser ist, hängt sicherlich vor allem davon ab, wie sich die Eltern dann dieser Aufgabe stellen. Ähnliche Bedenken, wie bei Kindern, die als Accessoire gedacht sind, habe ich auch bei Müttern, die von vorne herein ein Kind ohne Vater aufziehen wollen. Bleibt da nicht das Wohl des Kindes zweitrangig, oder ganz auf der Strecke? Das ist aber keine Frage die sich nur bei gleichgeschlechtlichen Paaren stellt, sondern in allen Beziehungen.
Und um die Frage noch etwas komplizierter zu machen, aber damit auch der Wirklichkeit näher zu bringen, muss man wohl auch überlegen, wie das Leben der Kinder andernfalls verlaufen würde. Ist eine Familie, die es schwer hat, nicht manchmal trotzdem besser, als ein Aufenthalt in einem Heim? Es wird in vielen Fällen eine Güterabwägung nötig sein, bei der meiner Meinung nach das Kindeswohl im Vordergrund stehen müsste. Nicht nur, weil das Kind als Schwächerer besonderen Schutz braucht, sondern auch, weil es für die Gesellschaft am Besten ist, wenn ein Kind unter den Bedingungen aufwächst, die nach dem Stand des Wissens für es gut sind. Verwahrlost ein Kind, egal ob wegen Armut oder Wohlstand, tut es weder ihm gut, noch der Gesellschaft. Also tut die Gesellschaft gut daran, sich um möglichst gute Bedingungen für alle Kinder zu kümmern.
Ob das - bei allem guten Willen, den ich mal voraussetze - in gleichgeschlechtlichen Beziehungen gelingt, gelingen kann, ist - soweit mir bekannt - nicht befriedigend geklärt. Dahinter steckt aber auch das Dilemma: Wenn man es nicht zulässt, kann man es auch nicht wissenschaftlich untersuchen. Lässt man es zu, kann sich das als ein Experiment zu Lasten der Kinder heraus stellen. Nun könnte man versuchen das vom Einzelfall abhängig zu machen, aber damit wäre dann eine Ungleichbehandlung verbunden, die rechtlich nicht erwünscht sein kann, da vor dem Gesetz alle Menschen gleich sind und sein sollten.
Es ist also sehr schwierig hier eine Lösung zu finden, die allen Interessen gerecht wird.
Man sollte sich keine Illusionen machen, dass eine gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft eines Tages genau so gewöhnlich wird, wie die heterosexuelle Ehe. Und ebenso sollte man sich eingestehen, dass einen andere Wertvorstellungen und Lebensentwürfe immer ein wenig in Frage stellen, vor allem, wenn man sie gefühlsmäßig nicht nachempfinden kann. Eine gewisse Unsicherheit wird da stets bleiben. Dennoch kann man von jedem Menschen erwarten, dass er die Entscheidung eines anderen Menschen auf andere Weise zu leben achtet und ernst nimmt. Das meint Toleranz. Man darf durchaus anderer Meinung sein, aber man muss auch die Meinung des anderen gelten lassen.
Dabei zeigt das Beispiel der Grünen und der Pädophilie-Debatte, dass Wohlwollen und Duldung anderer Vorlieben durchaus durchdacht sein sollte. Es genügt nicht es gut zu meinen, man muss auch über die Folgen nachdenken. Es wird wohl nie ganz einfach sein die Grenzen zu finden und fest zu legen, ab denen man ein anderes Verhalten auch als Gemeinschaft ablehnen darf und muss. Einfache Antworten sind da stets verdächtig; man könnte es sich zu einfach gemacht haben.
Wenn man dann noch die Sexualität wieder in die Privatsphäre zurückdrängen würde, wäre es für alle Beteiligten einfacher. Ich betone die Sexualität, denn die leise erotische Spannung, die sich zuweilen zwischen Männern und Frauen einstellt, dieses Anders-Sein, das oft in Gruppen eine sehr positive Wirkung hat (Männer benehmen sich in Gegenwart von Frauen meistens etwas besser und Frauen in Gegenwart von Männern etwas weniger zickig), das ist damit nicht gemeint. Aber das wird einem ja auch nicht per Po und Busen, oder Muskeln und Geschlechtsorganen ständig an jedem Zeitungskiosk, in sehr vieler Werbung, und leider auch von vielen jungen Menschen viel zu sehr aufs Auge gedrückt. Das Angeben mit dem eigenen Körper, der als wandelnde Litfasssäule für einen selbst wirbt, wird maßlos übertrieben. Nichts gegen einen hübschen Körper, aber ohne etwas Geist und Herz bleibt das doch ein recht ödes Schaustück.
Ich fürchte, viele verwechseln Sexualität und menschliche Nähe. Sie sehnen sich nach Nähe und Geborgenheit und versuchen diese mit Hilfe der Sexualität zu erreichen. Nein, umgekehrt wird ein Schuh draus: Sexualität ist sozusagen das Sahnehäubchen auf dem Kuchenstück menschliche Nähe. Und noch schöner: Menschliche Nähe gibt es auch ohne Sexualität, also in jedem Alter.
Wenn dann unter denen, denen man sich nah fühlt, auch noch ein Mensch ist, der geeignete Erbanlagen hat - Frauen scheinen das über den Geruch erkennen zu können - dann steht glücklicher Sexualität, glücklichen Eltern und glücklichen Kindern nicht mehr viel ganz so viel im Wege.
Wer mit wem ins Bett geht, das geht niemanden etwas an, es sei denn es handelt sich um Kinder oder Schutzbedürftige. Bei allen Anderen sollte gelten: Wenn es freiwillig und mit Freude geschieht, geht es niemand etwas ans.
Das Bild zeigt einen Kater als „lebende Wärmflasche”.